Bringt die Mindestlohnerhöhung wirklich was?

Auf heute ist der Mindestlohn in Deutschland auf 12,00 Euro je Arbeitsstunde gestiegen. Doch bringt die Mindestlohnerhöhung wirklich was? Oder befeuert der neue Pflicht-Stundenlohn nicht nur noch mehr die Inflation?

Wer profitiert von der Mindestlohnerhöhung?

Der deutsche Mindestlohn lag bisher bei 10,45 Euro. Durch die Mindestlohnerhöhung steigt dieser ab 1. Oktober 2022 auf 12,00 Euro je Stunde. Laut einer Studie der der Hans-Böckler-Stiftung profitieren 6,64 ArbeitnehmerInnen von der Erhöhung des Mindestlohns. Diese verdienten, so die gewerkschaftsnahe Stiftung, vor der Erhöhung weniger als 12,00 Euro.

Bei den Vollzeitbeschäftigten lag die Zahl der Arbeitnehmer unter diese Stundenlohn-Marke bei 1,4 Millionen Beschäftigten, bei Teilzeitbeschäftigen bei 1,8 Millionen ArbeitnehmerInnen und in Minijobs bei etwa 3 Millionen Beschäftigten.

Niedrigere Löhne in der Gastronomie und Land- und Forstwirtschaft

Gemäß der Studie sind mit 60 % der Beschäftigten mit einem Stundenlohn von unter 12 Euro in der Gastronomie zu finden. Darauf folgen 46 % der Beschäftigungsverhältnisse in Land- und Forstwirtschaft. 32 % der Arbeitsverhältnisse im Grundstücks- und Wohnungswesen lagen bisher unter dem ab heute erhöhten Mindestlohn. Und im Bereich Verkehr und Lagerei betrifft dies 29 % der Beschäftigten.

Das heißt im Klartext: Der Mindestlohn kommt vielen Beschäftigten zugute, die bisher unter dem neuen mindestens vorgeschriebenen Stundenlohn liegen.

Die Kehrseite der Mindestlohnerhöhung

Wir leben in einer Zeit der dramatischen Preissteigerungen in den Bereichen Energie und Lebensmittel. Auch bei anderen Produkten sind aufgrund gestiegener Produktionskosten weitere Preiserhöhungen zu erwarten. Bereits für September 2022 lag die Inflationsrate auf 10 Prozent, wie die vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes zeigen.

Wenn ab Oktober der Mindestlohn auf 12,00 Euro je Stunde gestiegen ist, bedeutet dies für viele Betriebe immens höhere Personalkosten. Was in der Folge heißt: Die Preise werden weiter steigen, möglicherweise sogar regelrecht explodieren. Am Ende könnte dies bedeuten, dass immer mehr Unternehmen in die Insolvenz gehen oder den Laden schließen werden. Nicht nur in der Gastronomie oder in der Land- und Forstwirtschaft. Sondern flächendeckend in allen Bereichen.

Bekomme ich den Mindestlohn überhaupt?

Mit der reinen Mindestlohnerhöhung ist es nicht getan. Wichtig ist auch, dass Kontrollsysteme prüfen, ob der Mindestlohn auch tatsächlich bezahlt wird. Denn schon nach der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 hat sich gezeigt, dass nicht automatisch alle Beschäftigten auch tatsächlich den damals vorgegebenen Stundenlohn von mindestens 8,50 Euro erhielten. Mir persönlich ist ein Fall in der Gastronomie bekannt, bei dem 2017 noch ein Stundenlohn von nur 7,00 Euro gezahlt wurde, zwei Jahre nach der Einführung des Mindestlohns in Deutschland.

Wenn Du den Mindestlohn von 12,00 Euro ab 1. Oktober 2022 immer noch nicht bekommst, obwohl Dir dieser zusteht, wende Dich zuerst an Deinen Arbeitgeber oder die dortige Personalabteilung. Passiert dann immer noch nichts, such Dir am besten einen Rechtsbeistand.