Wird der Leitzins 2023 weiter steigen?

Wird der Leitzins 2023 weiter steigen? Das ist die große Frage, die Anleger, Investoren und Analysten im noch jungen Jahr umtreibt. Jahrelang sah es düster aus in Sachen Sparzinsen. Der Leitzins lag bei 0 %. Viele Banken berechneten ihren Kunden Verwahrentgelte für Spareinlagen. Das heißt, das auf einem Tagesgeldkonto oder Sparkonto angelegte Geld wurde nicht verzinst. Stattdessen musste dafür gezahlt werden, das Geld in der Spareinlage zu belassen. Dies hat sich inzwischen geändert. Der Leitzins wurde im letzten Jahr in mehreren Schritten auf mittlerweile 2,50 % erhöht. Und ein Ende der Zinserhöhungen ist nicht in Sicht. Der Leitzins wird auch in diesem Jahr weiter steigen.

EZB-Chefökonom kündigt weitere Zinserhöhungen an

In einem langen Gespräch mit Martin Wolf von der Financial Times geht Philip Lane, der Chefökonom der EZB, an Eingemachte. Neben vielen Erklärungen zur vergangenen und aktuellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und anderer Notenbanken geht Lane auch auf künftige Zinserhöhungen ein. Laut seinen Aussagen wird der Leitzins 2023 weiter erhöht werden.

In wie vielen Schritten es Leitzinserhöhungen geben wird. Und in welchem Maß der Leitzins in diesem Jahr steigen wird, dabei hält er sich allerdings bedeckt.

Lane: „Jetzt haben wir also einen Leitzins von rund 2 Prozent, was im „Ballpark“ von neutral liegt. Wir sind jedoch noch nicht dort, wo die Risiken zweiseitiger oder symmetrischer werden. Wir müssen also die Zinsen weiter erhöhen.“ Der EZB-Chefökonom weiter: „Sobald wir weitere Fortschritte gemacht haben, werden die Risiken zweiseitiger sein, wo wir die Risiken abwägen müssen, zu viel und zu wenig zu tun. Dies ist nicht nur ein Thema für das nächste Meeting oder die nächsten paar Meetings, es wird ein Thema für die nächsten ein oder zwei Jahre sein.

Steigender Leitzins 2023 – Was Anleger jetzt tun können

Für Sparer ist dies eine wichtige Nachricht. Ein steigender Leitzins bedeutet normalerweise auch, dass die Sparzinsen steigen. Nun ist die Schere zwischen den Tagesgeldzinsen bei Geschäftsbanken und bei Direktbanken wieder da. Während die Direktbanken, die keine Filialen halten und nur im Internet tätig sind, die Zinsen für Tagesgeldkonten und Festgeldanlagen immer weiter erhöht haben. Sieht es bei den Geschäftsbanken noch recht düster aus mit den Zinserhöhungen für Spareinlagen.

Wer Zinsen für sein Erspartes erhalten möchte, die über ein paar Basispunkten liegen. Der ist gefragt, sich umzusehen, wo es auch entsprechend hohe Zinsen gibt. Hier kann z. B. ein Tagesgeldrechner helfen.

Zinsen von Tagesgeldkonten vergleichen

Steigender Leitzins 2023: Und wie sieht es mit Festgeld aus?

Die Anlage in lange Festgeldlaufzeiten ist hingegen aktuell eher nicht zu empfehlen. Sollte der Leitzins 2023 tatsächlich weiter steigen, dann werden auch die Festgeldzinsen weiter steigen. Zumindest bei den Direktbanken, die ihr Geld mit Spareinlagen und anderen Anlagearten verschrieben haben. In Festgeldanlagen mit langen Laufzeiten zu investieren, ist erst dann wieder sinnvoll, wenn der Leitzins stagniert oder gar wieder gesenkt wird. Und es in der Folge zu stagnierenden oder gar sinkenden Festgeldzinsen kommt.

Die Kehrseite: Weiter steigende Kreditzinsen durch Leitzinserhöhungen

Sollte der Leitzins 2023 tatsächlich ein oder sogar mehrmals erhöht werden, wird dies zwar viele Sparer freuen. Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille: Steigende Kreditzinsen. Bereits jetzt sind die Zinsen für Ratenkredite und Dispokredite nach und nach immer weiter gestiegen. Weitere Zinserhöhungen bei Krediten werden die Folge sein, wenn die EZB weitere Leitzinserhöhungen vornehmen wird.

Dies betrifft aber nicht nur die privaten Kreditnehmer. Auch Unternehmen, kleine wie größere Betriebe, und die Kommunen würde dies hart treffen. Höhere Kreditzinsen bedeuten höhere Kosten bei der Kreditaufnahme. In den durch die Pandemie und die Folgen des Ukraine-Kriegs sowieso schon hoch verschuldeten Kommunen dürfte dies zu einem regelrechten Investitionsstau führen.