Führen hohe Staatsschulden in Europa zur Enteignung der Sparer?

Niedrige Geldmarktzinsen und negative Verzinsung

Ein niedriger Leitzins macht den Sparern in der ganzen Eurozone derzeit schwer zu schaffen. Durch den niedrigen Hauptrefinanzierungssatz, der von der EZB festgelegt wird, benötigen die Banken und Sparkassen kaum noch das Sparguthaben ihrer Kunden als Tagesgeld, als Festgeldanlagen und als Sparbücher und Sparbriefe – weshalb die Sparzinsen immer tiefer sinken. Experten nennen dies inzwischen eine finanzielle Repression, die hohen Staatsschulden in Europa führen zur Enteignung der Sparer.

Ende der vergangenen Woche machte Kanzlerin Angela Merkel indes deutlich, dass die Bundesregierung einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone möchte. Dies entspricht einem klaren, leider immer noch nicht deutlich nach außen kommunizierten Grund: wir Deutsche sind auf die Exporte in die anderen Länder der Währungsunion angewiesen – und Griechenland gehört auch zu den Abnehmern deutscher Exportware.

Zudem würde ein Austritt Griechenlands möglicherweise gleichzeitig bedeuten, dass noch mehr Abschreibungen deutscher Geldinstitute auf die Staatsanleihen Griechenlands erfolgen müssten, was die Banken finanziell hart treffen würde. Und auch eine Rückzahlung der Hilfen, die Griechenland bislang auch aus Deutschland erhalten hat, würde wohl in weite Ferne rücken.

Der deutsche Sparer ist deshalb im Zwiespalt zwischen sinkenden Zinsen und einer Rettung anderer Staaten, um eine gemeinsame Zukunft zu ermöglichen. Denn ein Bruch der Eurozone und eine mögliche Währungsreform würden wohl deutlich teurer werden und letztlich aller Wahrscheinlichkeit den Einzelnen mehr kosten, als es im Moment bei den sinkenden Zinsen und einer zum Teil Negativverzinsung der Spareinlagen der Fall ist.

Am 6. September tritt der Rat der Europäischen Zentralbank wieder zusammen, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Eine weitere Senkung des Leitzinssatzes ist möglich, aber diesmal nicht unbedingt vorhersehbar, wie es bei den letzten beiden Leitzinssenkungen der Fall war. Eine Erhöhung des Leitzinses ist vorerst unwahrscheinlich und wird möglicherweise erst nächstes Jahr kommen. Die Zinsen für Tagesgeldkonten, Festgeld und sonstige Spareinlagen werden damit auch weiterhin niedrig bleiben, solange der Leitzins auf 0,75 Prozent stehen bleiben wird.