Ende der Niedrigzinsphase muss kommen: Bankenverband fordert EZB-Kurswechsel
Der Bankenverband hat sich aus Anlass der Jahrestagung von IWF und Weltbank deutlich für einen Kurswechsel der EZB ausgesprochen. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, in Washington: „Die europäische Wirtschaft legt weiter stark zu. Für 2018 erwarten wir ein reales Wirtschaftswachstum von zwei Prozent.“ Nach Ansicht des Bankenverbandes „bestehe schon seit Längerem kein Grund mehr, ihren krisenpolitischen Kurs beizubehalten“.
Kemmer auf der Jahrestagung in den USA: „Wenn sich Wirtschaft und Preise annähernd so entwickeln, wie derzeit prognostiziert, dann sollten die Nettokäufe der EZB im Laufe des kommenden Jahres auf null gefahren werden.“ Der Bankenverband-Präsident macht deutlich: „Die EZB muss endlich handeln und einen Kurswechsel in Aussicht stellen.“
Ob die Europäische Zentralbank auf diese Anregungen eingehen wird? Hier stellt sich die große Frage. EZB-Chef Mario Draghi verfolgt bereits seit Jahren seinen Weg in der europäischen Notenbank, und hat sich bislang durch nichts von diesem abbringen lassen. Da nützt es auch nichts, dass Kemmer in Washington deutlich macht, dass der negative Einlagezins, den die Banken an die EZB bezahlen müssen, derzeit eine eine Strafsteuer auf die banken wirke. Die Geldinstitute würden laut Bankenverband jährlich etwa sechs Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank zahlen. Kemmer sieht dies als Geld an, das sinnvoller eingesetzt werden könnte an anderer Stelle, und nennt dabei sowohl Investitionen als auch eine Stärkung der Bankbilanzen.
Zu befürchten ist jedoch, und darüber hatten wir von Finanznews-123.de vor kurzem bereits einen Artikel verfasst, dass die Niedrigzinsphase bis zum Ende der Draghi-Präsidentschaft der EZB bleiben könnte. Vielleicht wird Herr Draghi uns alle doch noch vorher überraschen mit einer Zinswende. Im Moment ist diese jedoch eher in weiter Ferne und noch lange nicht in Sicht.
Für die Sparer ist die Niedrigzinsphase weiter unerträglich. Die Zinsen für Sparbücher, Tagesgeldkonten, Festgelder und Co. sind in den vergangenen Jahren stark gesunken. Sparer mit etwas mehr Vermögen haben zum Teil mit Negativzinsen zu kämpfen. Für viele Tagesgelder und Spareinlagen gibt es bereits gar keine Zinsen mehr. Damit trift die Niedrigzinsphase vor allem die Sparer hart, die etwas für ihre Private Altersvorsorge zurücklegen wollen