Schwere Vorwürfe: Veruntreut die Postbank Kundengelder?

NDR Info deckt Skandal mit Immobilienfonds auf

Die Postbank hat es nicht leicht in Zeiten, in denen vielleicht besser als jemals zuvor recherchiert werden kann. Heute macht NDR Info der Postbank schwere Vorwürfe im Bezug auf einen Immobilienfonds namens “MCT Südafrika 3”, in den mehrere Millionen Euro geflossen sind – Kundengelder von der Postbank. NDR Info wirft der Postbank nun Veruntreuung vor. Droht nach dem Datenskandal der Postbank um die unerlaubte Weitergabe von Daten an freie Finanzberater die nächste Image-Schlappe für die Tochter der Deutschen Bank?

„NDR Info: Postbank-Kundengelder offenbar veruntreut – Totalverlust mit Immobilienfonds

Das Geld von zahlreichen Postbank-Kunden ist im Zusammenhang mit einem Immobilienprojekt in Südafrika offenbar veruntreut worden. Nach Recherchen von NDR Info investierten die Kunden über den Fonds “MCT Südafrika 3” mehrere Millionen Euro in ein Hotelprojekt in Südafrika, das von der Postbank mit Hinweis auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 beworben worden war. Das Geld aus Deutschland verschwand jedoch vermutlich bei einer Vertragsfirma in Südafrika. Die geschädigten Anleger werfen der Postbank nun vor, die Risiken des Geschäfts verschwiegen zu haben. Ein NDR Info vorliegender Mitschnitt eines Muster-Beratungsgesprächs von Hamburger Postbank-Finanzberatern stützt diesen Verdacht. Die wichtigsten Risiken des von unabhängigen Fondsexperten damals als undurchsichtig kritisierten Geschäfts werden darin verschwiegen. Ein Vertriebsdirektor der Postbank-Finanzberatung erweckt in dem Gespräch den Eindruck, es handele sich um eine nahezu risikolose Anlage: “Da können wir eben einen Teil Ihrer Gelder attraktiv parken”.

Die Postbank und deren Kooperationspartner, die Hamburger Investmentgesellschaft MCT, hatten das Projekt unmittelbar nach der Finanzkrise offensiv vermarktet. Unter anderem trat der Fernsehjournalist Dieter Kronzucker für MCT in einem Werbevideo auf. Kronzucker hat dazu bisher nicht Stellung genommen. Postbank und MCT luden potentielle Kunden unter anderem in ein Luxushotel in Mecklenburg-Vorpommern ein und präsentierten zu mehrgängigen Menüs, Zigarren und Whisky angebliche Afrika-Kenner. Die Postbank erhielt von MCT nach eigenen Angaben 15 Prozent Provision für den Vertrieb des Immobilienfonds.

Spätestens Mitte Dezember 2009 stellte sich heraus, dass die Eigentumsrechte an dem Hotelprojekt im Zentrum von Kapstadt nicht geklärt waren und die südafrikanischen Partner in Zahlungsschwierigkeiten steckten. Trotzdem verkaufte die Postbank den MCT-Fonds bis Mitte Februar 2010 weiter. MCT stellte den Postbank-Finanzberatern für erfolgreiche Abschlüsse noch Anfang Februar 2010 mehrtägige Reisen nach Südafrika in Aussicht. Im gleichen Monat wurden die Postbankkunden darüber informiert, dass ihre Gelder in Südafrika gefährdet seien. In internen Schreiben von Postbank-Finanzberatern hieß es schon kurz darauf wörtlich: “Der Drops Südafrika ist inzwischen ja gelutscht. Einigen liegt er eventuell noch etwas schwer im Magen. Widmen wir uns doch einer weiteren Vertriebsstory.” Gemeint waren Investitionen in Rio de Janeiro als Austragungsort der Olympischen Spiele 2016.

Kunden berichteten NDR Info, dass sich die Postbank weigert, sie zu entschädigen. Der Kundin eines Postbankberaters wurde sogar schriftlich erklärt, die Postbank AG selbst habe die gezeichnete Anlage gar nicht vermittelt. Postbanksprecher Rüdiger Grimmert wollte sich NDR Info gegenüber dazu nicht äußern. Er betonte jedoch, das Geldinstitut habe den Immobilienfonds ausreichend geprüft. Einen Mann, der das Geld erst Ende Anfang Januar 2010 im Namen seines schwerbehinderten Sohnes überwiesen hatte, will die Postbank aus diesem Grund ebenfalls nicht entschädigen. Die MCT-Gruppe wollte zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.

Zahlreiche Anleger bereiten inzwischen eine Klage gegen die Postbank vor. Gegen den Postbank-Partner MCT wurde bereits mindestens in einem Fall Klage eingereicht.

Audiomitschnitt der Postbank-Schulung vom Juni 2009 und weitere Texte unter www.ndr.de/info.“

Quelle Pressemitteilung: NDR