„Der Markt braucht Regeln. Und Moral.“
Dies sagte Bundespräsident heute bei seiner schon mit Spannung erwarteten „Berliner Rede“. Dabei machte er klar, dass es wichtig ist, jetzt nicht zu vergessen, dass wir immer einen neuen Anfang schaffen können.
Die Rede von Horst Köhler spricht hinein in die Zeit der Verwirrung und erfasst sie mit klarem Blick. Viele Menschen wissen nicht, was diese Krise bedeutet, was sie mit uns macht und noch machen könnte und was jeder selbst einbringen könnte, um diese Krise gemeinsam zu überwinden. So sprach Köhler heute auch von der Freiheit, einem Gut, das stark macht, aber das auch eine große Verantwortung in sich birgt: „Den Finanzmärkten fehlte eine ordnende Kraft. Sie haben sich den Staaten entzogen. Die Krise zeigt uns: Schrankenlose Freiheit birgt Zerstörung. Der Markt braucht Regeln und Moral.
Und noch etwas müssen wir wissen: Freiheit ist ein Gut, das stark macht. Aber es darf nicht zum Recht des Stärkeren werden. Denn das ist der Haken an der Freiheit: Sie kann in denjenigen, die durch sie satt und stark geworden sind, den Keim der Selbstüberhebung legen. Und die Vorstellung, Freiheit sei auch ohne Verantwortung zu haben.“
Doch Köhlers Worte zur Freiheit gehen noch weiter. Sie endeten nicht mit dem Negativen, nicht mit denen, die sich ihre Freiheit zu eigen machten und sie über alles setzten, auch über die Rechte der Menschlichkeit und eben der bereits vom Bundespräsidenten genannten Verantwortung. „Freiheit ist kein Vorrecht, die besten Plätze für sich selbst zu reservieren. Wir wollen lernen, Freiheit nicht nur für uns zu nehmen, sondern sie auch anderen zu ermöglichen. Die Glaubwürdigkeit der Freiheit ist messbar: in unserer Fähigkeit, Chancen zu teilen. Nach innen. Und nach außen. Und in unserer Bereitschaft zur Verantwortung für den Nächsten und das Wohl des Ganzen. Wenn wir das schaffen, dann holen wir das Beste aus uns Menschen heraus, was in uns steckt.
Deshalb: Gerade die Krise bestätigt den Wert der Sozialen Marktwirtschaft. Sie ist mehr als eine Wirtschaftsordnung. Sie ist eine Werteordnung. Sie vereinigt Freiheit und Verantwortung zum Nutzen aller. Gegen diese Kultur wurde verstoßen. Lassen Sie uns die kulturelle Leistung der Sozialen Marktwirtschaft neu entdecken. Es steht allen, insbesondere den Akteuren auf den Finanzmärkten, gut an, daraus auch Bescheidenheit abzuleiten und zu lernen.“
Natürlich können Kritiker jetzt sagen, ach, da redet einer, der sowieso keine Ahnung von dem hat, um was es geht, um die Finanzwirtschaft. Doch mitten in dieser Krise, als hätten das Schicksal oder die Vorhersehung es geplant, hat einer das höchste Amt in unserem Staate inne, der selbst ganz vorne dabei war, als Präsident des IWF, des Internationalen Währungsfonds und als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbande, DSGV. Und er hat, gerade als oberster „Herr“ beim IWF immer eines gesehen, seine eigene Verantwortung. Deshalb hatte er sich immer stark gemacht für die Bekämpfung der Armut in der Welt, was auch heute noch sein Anliegen ist. Und Deutschland liegt ihm am Herzen, das war heute in seiner „Berliner Rede“ wieder spürbar.
Um es kurz zu machen: Im Bankensektor brennt es lichterloh, und die gesamte Branche ist meiner Meinung nach auf dem besten Wege, komplett unter Staats-Fittiche zu schlüpfen. Anders wird das Vertrauen nicht mehr zurückkehren können. Solange man nach wie vor rumlaviert wie bei der Citigroup, wo der amerikanische Staat nun einen Anteil von 36% übernommen hat, werden sich die Märkte nicht beruhigen. Wenn US-Finanzminister Tim Geithner dazu sagt, dass er eine mehrheitlich von privatwirtschaftlicher Hand geführte Großbank effizienter und besser geführt hält als eine Staatsbank, dann kann ich ihm dabei nur unumwunden zustimmen.
Das Problem: Das Vertrauen ist weg!!!