Utz Claassens „Geisterfahrt“

Der Kapitän, so sagt man, verlässt als Letzter das Schiff, nur die Ratten verlassen das sinkende Schiff als Erste. Ein Bild, das mir heute Abend in den Sinn kam, als ich über den Abgang von Utz Claassen bei Solar Millennium nachdachte. Und nahm danach sein aktuelles Buch „Wir Geisterfahrer“ in die Hand und ließ meine Augen über den Einband schweifen und las dann auf der Rückseite: „nicht vor der Verantwortung flüchten“.

Auf der Vorderseite von „Wir Geisterfahrer“ steht in großen Lettern: „Wir riskieren die Zukunft unserer Kinder“. Und da komme ich nicht umhin, einen Vergleich zu ziehen zu dem Abgang von Utz Claassen bei Solar Millennium – er riskiert durch seinen wortlosen Weggang bei dem mittelständischen Unternehmen die Zukunft dieses Unternehmens. Und damit auch die Zukunft der Mitarbeiterkinder…

Seit dem plötzlichen Abgang von Claassen kochen Gerüchte hoch über Leichen im Keller von Solar Millennium. Ob sie wahr sind, interessiert im Moment erst einmal nicht. Was aber interessiert, ist die Tatsache, dass der Kapitän wie eine Ratte das Schiff verlassen und es damit womöglich erst richtig zum Sinken gebracht hat. Die Aktie von Solar Millennium brach heute um fast 20 Prozent ein. Die Anleger sind verstört wie auch die Mitarbeiter – verständlicherweise.

In seinem Buch „Wir Geisterfahrer“ hat Claassen vollmundig den Werteverfall kritisiert. Und von einer Orientierungslosigkeit geschrieben, die überall herrscht. Nun hat er selbst die Orientierung verloren und sein Schiff Solar Millennium dem rauen Meer überlassen. Worte von gestern, so wissen wir alle, sind nur das halbe Leben. Es sind die Taten von heute, die letztlich zählen…