Das Übernehmen mit der Conti-Übernahme: Schaeffler kommt nicht aus den Schlagzeilen

Und aus genau diesem Grund gaben noch am gestrigen Tag die beiden Gesellschafter des Wälzlager-Herstellers aus Herzogenaurach, Maria-Elisabeth Schaeffler und Ihr Sohn Georg Schaeffler, eine Erklärung zu der momentanen Situation ihres Unternehmens ab.

Die Erklärung der beiden im Wortlaut:

„2009-02-08 SCHAEFFLER KG, HERZOGENAURACH

Erklärung der Gesellschafter
Die Gesellschafter der Schaeffler Gruppe, Maria-Elisabeth Schaeffler und Ihr Sohn Georg Schaeffler, nehmen zur öffentlichen Diskussion über die Continental-Transaktion wie folgt Stellung:

1) Die strategische Verbindung zwischen der Schaeffler KG und der Continental AG folgt einem unverändert richtigen industriellen Ansatz. Die Elektronik von Continental und die Mechanik von Schaeffler ergänzen sich ideal, um zwei Weltmarktführer aus Deutschland zu einem Verbund zusammenzuführen, der in der Lage ist, das „Auto der Zukunft“ wesentlich mitzuentwickeln. Die Resonanz auf diese strategische Verbindung war und ist deshalb positiv, vor allem bei den Automobilherstellern. Wir sind unverändert davon überzeugt, dass die nächsten Jahre beweisen werden, wie erfolgreich die Verbindung von Schaeffler mit Continental sein wird.

2) Wir sind keine „Hasardeure“, die sich „verspekuliert“ oder „verzockt“ haben. Spekuliert wird an der Börse von Leuten, die auf steigende oder fallende Kurse wetten. Unsere Verbindung mit Continental hat mit Börsenspekulationen gar nichts zu tun. Wir sind keine kurzfristig orientierten Finanzinvestoren, wir sind langfristig denkende und handelnde Unternehmer. Wir haben Schaeffler und Continental zusammengeführt, um gemeinsam einen neuen globalen Zulieferer zu schaffen. Das liegt auch im Interesse des Standorts Deutschland, seiner Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit, seiner Arbeits- und Ausbildungsplätze.
Die Automobilindustrie und damit die Automobilzulieferindustrie haben sich in den letzten Jahren weltweit deutlich verändert, und dieser Prozess ist nicht abgeschlossen. Die zentralen Herausforderungen der Zukunft sind Energieeffizienz, neue Antriebstechnologien und integrierte Systemlösungen aus einer Hand. Vor diesem Hintergrund ist die Verbindung mit Continental für die Schaeffler Gruppe, gerade als langfristig planendes Familienunternehmen, ein notwendiger Schritt der Zukunftssicherung, der zwei deutsche Technologieführer verbindet, die in der Weltspitze mitspielen können.

3) Auch wir und unser Management hatten Mitte 2008 eine konjunkturelle Abkühlung der Wirtschaft mit eingeplant. Aber wie kein Unternehmer, Politiker, Manager, Analyst oder Wirtschaftsjournalist konnten auch wir nicht den dramatischsten und schnellsten Zusammenbruch der globalen Wirtschaft in den letzten 80 Jahren erwarten.
Der überraschende Kollaps von Lehman erschüttert die weltweiten Finanzmärkte bis heute und hat uns 90 Prozent der Continental-Aktien gebracht, der unvergleichliche Einbruch der Automobilindustrie, beginnend im letzten Quartal des letzten Jahres, hat die Lage, nicht nur für die Schaeffler Gruppe, weiter verschärft. Das Umfeld für alle Unternehmen hat sich dramatisch verändert, besonders auch in der Automobilindustrie.

4) Natürlich bereiten uns die globale Wirtschaftskrise und die nicht funktionierenden Finanz- und Kreditmärkte jetzt massive Schwierigkeiten. Deshalb wollen wir zusammen mit den Banken, mit möglichen Investoren und mit Hilfe der Politik eine gemeinsame und verantwortungsvolle Lösung finden. Selbstverständlich halten wir dabei nicht einfach nur die Hand auf. Da das Vermögen der Gesellschafter in der Schaeffler Gruppe steckt, ist die Familie Schaeffler bereit, sich von einem Teil dieses Vermögens zu trennen und mit dem Erlös die Verschuldung der Schaeffler Gruppe zurückzuführen. Aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes und der belastenden öffentlichen Diskussion ist es bisher jedoch trotz einer aktiven Suche nicht gelungen, Investoren zu finden.

5) Wir gehen davon aus, dass es gelingen wird, spätestens nach der Erholung der wirtschaftlichen Lage Investoren zu finden und die mit der Verbindung von Schaeffler und Continental beabsichtigten strategischen Ziele umsetzen zu können.
Die Schaeffler Gruppe benötigt daher eine zeitlich begrenzte Unterstützung. Es geht bei unseren Gesprächen mit der Politik um eine zeitlich begrenzte Überbrückung in einer besonderen Ausnahmesituation für ein Unternehmen, das im Kern gesund ist. Die Schaeffler Gruppe wird Bund und Ländern ein tragfähiges Konzept vorschlagen. Wir sind uns dabei im Klaren, dass die Tragfähigkeit dieses Konzeptes durch die zuständigen öffentlichen Stellen geprüft werden wird, um sicherzustellen, dass es im Rahmen dieser zeitlich befristeten Überbrückung nicht zu einer Belastung des Steuerzahlers kommt, und dass die Schaeffler Gruppe für diese Überbrückung die gesetzlich vorgeschriebenen Zinsen und Gebühren zahlen muss.

6) Um eine schnelle und tragfähige Lösung zum Wohle beider Unternehmen und der betroffenen Mitarbeiter zu ermöglichen, wünschen wir uns eine Versachlichung der öffentlichen Diskussion. Unsere Familie hat die Gewinne immer konsequent in das Unternehmen re-investiert und nicht für private Zwecke entnommen und ausgegeben. Die Schaeffler Gruppe hat seit 1996 die Zahl ihrer Mitarbeiter und ihren Umsatz mehr als verdreifacht und meldet jedes Jahr über 1000 Patente an. Wenn es uns darum gegangen wäre, uns persönlich zu bereichern, hätten wir in den vergangenen 12 Jahren nicht in diesen weiteren Aufbau der Schaeffler Gruppe investiert und uns auch nicht bei Continental engagiert. Es geht uns bei dieser Transaktion um die langfristige Sicherung der technologischen Basis zweier deutscher Weltmarktführer zum Wohle beider Unternehmen und seiner Mitarbeiter, davon allein knapp 80.000 in Deutschland.

Als Gesellschafter stehen wir – wie bisher in der Schaeffler Gruppe – auch in Zukunft dafür, dass sich die verbundenen Unternehmen Schaeffler und Continental langfristig stabil entwickeln können, und wir werden alles daran setzen, eine sinnlose, von kurzfristigen Interessen getriebene Zerschlagung zu verhindern.“

(Quelle: Schaeffler)