WAZ: Der Mut der Verzweiflung – Kommentar von Thomas Wels

Essen (ots) – Ist es Mut oder pure Verzweiflung, die Vorstand und
Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp zum Abschied aus dem Stahlgeschäft in
Übersee treiben? Es ist ganz klar beides. Mut gehört schon dazu, eine
derart spektakuläre und zehn Milliarden Euro teure Investition in
zwei Stahlwerke wieder zu kassieren, bevor die Fabriken Geld
verdienen und obwohl das Hochfahren der Anlagen den Angaben zufolge
im Plan liegt. Klar, verkaufen kann man auch ein Auto nur dann, wenn
es fährt. Dennoch ist es eine bittere Entscheidung. Thyssen-Krupp
kann Stahl, und der Konzern weiß auch um das Durchhaltevermögen, das
man in dem schwankungsanfälligen Geschäft braucht. Hier kommt die
Verzweiflung ins Spiel. Konzernchef Hiesinger treibt den Umbau in
einer atemberaubenden Geschwindigkeit voran, nicht nur, was die
Verkäufe angeht, auch die interne Organisation ist neu aufgestellt.
Die geplanten Technologie-Investitionen in Wachstumsmärkte vertragen
aber keinen Zeitaufschub und schon gar nicht weitere
Milliardenbelastungen. Die Essener brauchen derzeit jeden Euro. Und
so ist die Entscheidung nur konsequent, auch wenn sie die Aktionäre
einige Milliarden kosten dürfte.

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