Weser-Kurier: Kommentar zu den neuen Problemen bei Opel

Bremen (ots) – Für die Opel-Mitarbeiter war das eine bittere
Woche. Schon wieder Hiobsbotschaften. Kein Astra mehr aus deutscher
Produktion, der nächste Zafira wird wohl nicht mehr in Deutschland
konstruiert. Es scheint, als gehe die Opel-Krise jetzt nahtlos an der
Stelle weiter, wo sie vor zwei Jahren scheinbar aufgehört hatte. Die
Ursache dürfte abermals in der Konzernzentrale der Opel-Mutter
General Motors zu finden sein. Deren zweifelhaftes Geschäftsgebaren
blockiert heute eine solide Grundlage für das deutsche
Traditionsunternehmen: Während andere Marken im Export mit Autos
“Made in Germany” Milliarden verdienen – und ihre Mitarbeiter an den
satten Gewinnen beteiligen – haben sich die Rüsselsheimer gefälligst
auf den europäischen Markt zu beschränken. So will es General Motors,
die Konzernmutter hat Opel zu einer “Regionalmarke”degradiert. Aber
nicht nur das. General Motors drängt selbst mit billigen Chevrolets
nach Europa und will hier seine Absatzzahlen verdoppeln. Da liegt der
Verdacht nahe, Opel sei ein ungeliebtes Kind und solle langsam aber
stetig ausgeblutet werden. Allen voran haben die Opel-Mitarbeiter
jetzt ein ehrliches Wort ihrer Konzernführung verdient: Wie soll es
mit Opel weitergehen? Und auch die Kunden müssen wissen, woran sie
sind. Wer kauft sich schon ein Auto, wenn es die Marke in fünf, sechs
Jahren vielleicht gar nicht mehr gibt? Unrealistisch ist das Szenario
nicht: Dass ein angekratztes Image schnell in die Katastrophe führen
kann, hat gerade erst den einstigen Drogerie-Riesen Schlecker ereilt.
Interessant ist dabei der Blick auf die Reaktionen der Politik, so
kurz vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen. Überschlagen sich die
Parteien mit waghalsigen Versprechen? Hessens Ministerpräsident
Volker Bouffier schließt schon einmal aus, dass es für Opel Geld vom
Staat geben wird. Damit liegt der CDU-Mann genau so richtig, wie
schon der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg, der 2009 große Zweifel am Rettungsplan für Opel hegte.
Heute zeigt sich: Die Sorgen waren berechtigt. Das Vertrauen in
General Motors dürfte – bei rationaler Betrachtung – tiefer
erschüttert sein, als je zuvor.

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