Wenn die Gier über der Neutralität steht – Der Fall eines Sportjournalisten

Objektivität und Subjektivität sind eine seltsame Sache. Kein Mensch kann wirklich objektiv sein und objektiv handeln, da man immer seine Sicht der Dinge sieht – dies liegt in der Natur des Menschen. Nicht viel anders ist es mit der Neutralität im journalistischen Bereich. Über was schreibt man und in welcher Art und Weise schreibt man darüber. Niemand kann sich hier freisprechen, nicht auch manchmal den Weg des neutralen journalistischen Arbeitens zu verlassen und sich auf nicht mehr neutrales Gebiet zu begeben. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Das Vergessen der Neutralität für einen Moment, Ablenkung für eine gewisse Zeit, der Wunsch nach Ruhm und Ehre. Und eben auch die Gier nach Geld, wie im Fall des (früheren) Sportjournalisten Jürgen Emig. Heute wurde das Urteil gesprochen über einen Mann, der moralisch tief gefallen ist und dabei den Weg der Neutralität ganz verlassen hatte.

Die Anklage lautete auf Untreue und Bestechlichkeit. So war Emig vorgeworfen worden, in den Jahren 2001 bis 2004 mehr als eine halbe Million Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben, durch Schmiergelder und durch Schleichwerbung. Gerade Ersteres war kaum denkbar in der Welt der Öffentlich-Rechtlichen Sender, die sich aus den Gebühren finanzieren, welche von der GEZ eingezogen werden. Heute wurde nun das Urteil gegen Jürgen Emig gefällt. Zwei Jahre und acht Monate Haft wegen Korruption. Der Untergang des Mannes, der in jenen Jahren Leiter der Sportredaktion des Hessischen Rundfunks war, ist eine gelbe Karte für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk und auch ein Warnsignal für die journalistisch Riege unseres Landes. Wie weit wollen wir gehen? Was treibt uns an? Wollen wir wirklich neutral sein, so weit wie es eben geht? Jürgen Emig ist gefallen und stellt damit den Journalismus in eine ungute Ecke. Aber auch die Gebührenpraxis von ARD und ZDF werden damit in Frage gestellt. Denn Emig hat so nicht nur seinen Arbeitgeber betrogen, sondern auch die Gebührenzahler. Das ist ein Vergehen, das in jede Richtung geht. Und von dem sich Emig wohl nicht mehr wird freisprechen können und das die Öffentlich-Rechtlichen Sender endlich begreifen müssen. Geld hat es ja letztlich eh nur uns gekostet. Und den Knast für Herrn Emig bezahlen ja auch wir, über unsere Steuer. Eigentlich unverständlich alles. Doch so ist der Weg, wenn man die Neutralität verliert und anfängt, jemandem dem Munde zu schreiben, zu reden, zu berichten. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing? Nein. Wir verdienen unser Geld damit, zu berichten über das, was geschieht. Nicht aber das Geld ist dabei das Wichtige, sondern der Wunsch, Bericht zu erstatten über das Geschehene…