Schlechte Zeiten für BMW – Vorsteuerverlust von mehr als einer Milliarde Euro

Während Audi vor kurzem gezeigt hat, dass man auch als Autohersteller mit Gewinn durch die Wirtschaftskrise gehen kann, bestätigen die Zahlen von BMW nun alle Pessimisten. Und wenn Norbert Reithofer, der Vorstandsvorsitzende von BMW heute auch gesagt hat: “Der BMW Group ist es gelungen, sich in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten operativ zu verbessern. So hat das Unternehmen seine Kostenstrukturen weiter optimiert und verfügt dank einer konsequenten Free Cashflow Steuerung über eine sehr solide Finanzposition”, so sprechen die Zahlen vom vergangenen Jahr und vor allem vom letzten Quartal 2008 eine deutliche Sprache.

Nach der Bekanntgabe der Zahlen fiel die BMW-Aktie denn auch gleich um fast zwölf Prozent, liegt aber momentan nur noch bei einem Minus von 3,84 Prozent mit einem Wert von 22,055 Euro. Mit bis jetzt 145,86 Millionen Umsatz beim Verkauf und Kauf der BMW-Aktie führt der Autohersteller damit heute die Rangliste der Most Active, der am meisten gehandelten Aktien an der Frankfurter Börse, an.

Die vollständige Mitteilung der BMW AG dazu im Wortlaut:

BMW Group erzielt 2008 EBIT von 921 Mio. Euro
12.03.2009

Konzernliquidität trotz schwierigen Marktumfelds gestärkt
Nahezu ausgeglichener Free Cashflow im Automobilsegment
Unternehmen erreicht deutliche operative Verbesserungen
Konzernergebnis durch Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt
Dividende für Stammaktien von 0,30 Euro vorgeschlagen

München. Die BMW Group hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich behauptet. “Der BMW Group ist es gelungen, sich in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten operativ zu verbessern”, sagte der Vorstandsvorsitzende der BMW AG, Norbert Reithofer, am Donnerstag in München. “So hat das Unternehmen seine Kostenstrukturen weiter optimiert und verfügt dank einer konsequenten Free Cashflow Steuerung über eine sehr solide Finanzposition”, fügte er hinzu.
Die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben jedoch auch die Geschäftsentwicklung der BMW Group im vergangenen Jahr erheblich belastet. Allein durch die zusätzliche Risikovorsorge für Restwertrisiken infolge der schwachen Gebrauchtwagenmärkte, Kreditausfälle (1.968 Mio. Euro) sowie außerordentliche Personalaufwendungen (455 Mio. Euro) musste der Konzern insgesamt Sonderbelastungen von 2.423 Mio. Euro verkraften.

Das Ergebnis vor Finanzergebnis (EBIT) der BMW Group ging 2008 infolge dessen auf 921 (Vj. 4.212/-78,1%) Mio. Euro zurück. Das Ergebnis vor Steuern lag bei 351 (Vj. 3.873/-90,9%) Mio. Euro, während sich der Jahresüberschuss auf 330 (Vj. 3.134/-89,5%) Mio. Euro belief. Der Umsatz des Konzerns sank moderat auf 53.197 (Vj. 56.018/-5,0%) Mio. Euro.

Bereinigte EBIT-Marge liegt im Geschäftsjahr 2008 bei 6,3%

Bereinigt um die oben genannten Sonderfaktoren Risikovorsorge und Personalaufwendungen würde sich das EBIT auf 3.344 Mio. Euro belaufen, was einer EBIT-Marge von 6,3% entspricht. Unbereinigt liegt die EBIT-Marge im Gesamtjahr 2008 bei 1,7%.

Hohe Sonderbelastungen im vierten Quartal

Im vierten Quartal 2008 summierten sich die bereits erwähnten Sondereffekte aus der erhöhten Risikovorsorge mit 931 Mio. Euro sowie den außerordentlichen Personalaufwendungen mit 197 Mio. Euro auf insgesamt 1.128 Mio. Euro. Damit lag das EBIT bei minus 718 (Vj. 1.308) Mio. Euro. Bereinigt um die oben genannten Sondereffekte wäre das EBIT mit 410 Mio. Euro positiv ausgefallen. Der Umsatz ging im vierten Quartal um 18,2% auf 12.772 (Vj. 15.606) Mio. Euro zurück.

Fixkosten gesunken/Höhere Einsparungen bei Materialkosten geplant

Operativ hat die BMW Group im abgelaufenen Geschäftsjahr Fortschritte gemacht. So sind die Fixkosten des Unternehmens im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Deutliche Kostensenkungen konnten auch im Materialeinkauf erzielt werden. “Wir haben uns vorgenommen, die im Rahmen der Strategie Number ONE angestrebten Einsparungen bei den Materialkosten von 4 Mrd. Euro bis 2012 zu übertreffen”, kündigte Reithofer an.

Konzernliquidität weiter gestärkt

Trotz der Turbulenzen an den Kapitalmärkten ist es zudem gelungen, die Liquidität des Konzerns weiter zu stärken. So erhöhte sich der Bestand an flüssigen Mitteln und Wertpapieren um 86,3% auf 8.107 (Vj. 4.352) Mio. Euro. Das Nettofinanzvermögen im Segment Automobile stieg auf 9.046 Mio. Euro, verglichen mit 7.354 Mio. Euro im Vorjahr. Damit startet das Unternehmen mit einer sehr soliden Finanzposition in das neue Geschäftsjahr.

“Wir haben uns frühzeitig und schnell auf das deutlich eingetrübte konjunkturelle Umfeld eingestellt und beispielsweise im zweiten Halbjahr umgehend die Produktion an die rückläufige Marktnachfrage angepasst. Damit ist es dem Unternehmen unter anderem gelungen, das Working Capital zu optimieren. Dies zeigt sich auch an dem Rückgang der Lagerbestände”, unterstrich Reithofer. Die BMW Group konnte 2008 im Segment Automobile mit minus 81 Mio. Euro einen nahezu ausgeglichenen Free Cashflow darstellen.

Dividende soll an Ergebnisentwicklung angepasst werden

Angesichts des Ergebnisrückgangs schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 14. Mai 2009 vor, die Dividende je Stammaktie auf 0,30 (Vj. 1,06) Euro und je Vorzugsaktie auf 0,32 (Vj. 1,08) Euro zu reduzieren. “Wir wollen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Dividende zahlen. Dies zeigt auch, dass wir von unserer operativen Stärke überzeugt sind und auch die Interessen unserer Aktionäre berücksichtigen”, betonte Reithofer.

EBIT im Segment Automobile geht auf 690 Mio. Euro zurück

Das Ergebnis im Segment Automobile wurde im vergangenen Jahr durch die höhere Risikovorsorge für Restwertrisiken und die Kosten für die Umsetzung der Personalmaßnahmen mit insgesamt 1.363 Mio. Euro erheblich belastet. Das EBIT ging um 80,0% auf 690 Mio. Euro zurück, verglichen mit 3.450 Mio. Euro im Vorjahr. Das Ergebnis vor Steuern verminderte sich auf 318 (Vj. 3.232/-90,2%) Mio. Euro. Der Umsatz im Segment Automobile lag bei 48.782 (Vj. 53.818/-9,4%) Mio. Euro. Bereinigt um die oben genannten Sondereffekte würde das EBIT 2.053 Mio. Euro betragen. Dies entspräche einer EBIT-Marge von 4,2 (Vj. 6,4)%. Unbereinigt liegt die EBIT-Marge im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 1,4%.

Bei den Auslieferungen konnte die BMW Group angesichts der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen 2008 erwartungsgemäß nicht an das Rekordergebnis des Vorjahres anknüpfen. Insgesamt lieferte die BMW Group im ver-gangenen Jahr weltweit 1.435.876 (Vj.: 1.500.678/-4,3%) Automobile der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce aus. Damit erzielte das Unternehmen nach 2007 das zweitbeste Absatzergebnis seiner Geschichte.

Obwohl 2008 für die gesamte Automobilindustrie ein Jahr mit großen Herausforderungen war, konnte das Unternehmen bei den Marken MINI und Rolls-Royce neue Absatzhöchstwerte erzielen. Den insgesamt moderaten Absatzrückgang in der Group von 4,3% verdankt das Unternehmen unter anderem auch seiner Efficient Dynamics Technologie zur Verbrauchs- und CO2-Reduktion, mit der mittlerweile alle neuen BMW und MINI Modelle serienmäßig ausgestattet sind. So wurden 2008 allein in Europa rund 830.000 Fahrzeuge mit Efficient Dynamics Maßnahmen an Kunden ausgeliefert.

Die Marke BMW setzte im vergangenen Jahr weltweit 1.202.239 (Vj.: 1.276.793/-5,8%) Fahrzeuge ab und liegt damit deutlich vor den relevanten Wettbewerbern im Premiumsegment. MINI konnte beim Absatz erneut zulegen und damit eine neue Bestmarke erreichen. Mit insgesamt 232.425 Auslieferungen lag das Plus im Vergleich zum Vorjahr bei 4,3%.

Rolls-Royce Motor Cars erzielte 2008 ein Absatzplus von 20,0% auf 1.212 (Vj.: 1.010) verkaufte Automobile. Mit diesem fünften Anstieg in Folge bleibt Rolls-Royce klarer Marktführer im Segment der absoluten Luxusklasse.

Motorradgeschäft verzeichnet EBIT von 60 Mio. Euro

Die Ertragslage im Segment Motorräder war im vergangenen Jahr durch die schwierigen Rahmenbedingungen geprägt. Das EBIT sank auf 60 (Vj. 80/-25,0%) Mio. Euro und das Ergebnis vor Steuern auf 51 (Vj. 71/-28,2%) Mio. Euro. Der Umsatz lag bei 1.230 (Vj. 1.228/+0,2%) Mio. Euro. Trotz der weltweit angespannten Marktsituation konnte BMW Motorrad nahezu an den Rekordabsatz des Vorjahres anknüpfen. Im vergangenen Jahr wurden 101.685 (Vj.: 102.467) BMW Motorräder ausgeliefert (-0,8%).

Ergebnis im Finanzdienstleistungsgeschäft durch Finanzkrise belastet

Die Ergebnisentwicklung im Segment Finanzdienstleistungen wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr unter anderem durch die Risikovorsorge für Restwertrisiken und Kreditausfälle in Höhe von 1.057 Mio. Euro beeinträchtigt. Das Ergebnis vor Steuern belief sich auf minus 292 (Vj. 743) Mio. Euro. Bereinigt um die Sondereffekte würde das Ergebnis 765 Mio. Euro und der Return on equity 19,1 (Vj. 18,1)% betragen. Die Umsatzerlöse in der Sparte Finanzdienstleistungen legten auf 15.725 (Vj. 13.940/+12,8%) Mio. Euro zu.
Das Volumen der Neuverträge im Kundengeschäft stieg um 3,1% auf 29.341 Mio. Euro. Der Anteil der über das Segment finanzierten Neufahrzeuge der Marken BMW und MINI lag mit 48,5% um 3,8 Prozentpunkte über dem Vergleichswert des Vorjahres. Das Wachstum ist insbesondere auf einen gestiegenen Anteil bei der Kreditfinanzierung zurückzuführen, während die Leasingfinanzierung nahezu konstant geblieben ist.

Investitionen unter Vorjahresniveau

Die Investitionen lagen im vergangenen Jahr mit 4.204 (Vj. 4.267/-1,5%) Mio. Euro unter dem Niveau des Vorjahres. Den Schwerpunkt bildeten Produktinvestitionen für den Anlauf neuer Modelle wie BMW 7er, Z4, X1 und MINI Cabrio sowie Strukturinvestitionen. Die Investitionen in Sachanlagen und übrige immaterielle Vermögenswerte stiegen um 1,6% auf 2.980 (Vj. 2.934) Mio. Euro. Hinzu kommen gemäß IFRS aktivierte Entwicklungskosten von 1.224 (Vj. 1.333/-8,2%) Mio. Euro. Die Aktivierungsquote bewegte sich mit 42,7% auf dem Niveau des Vorjahres (42,4%).

Zahl der Mitarbeiter gesunken

Die Zahl der Mitarbeiter ist im abgelaufenen Geschäftsjahr im Zuge der angekündigten Personalmaßnahmen, des Verkaufs von einzelnen Unternehmensteilen, natürlicher Fluktuation sowie des Auslaufens befristeter Verträge gesunken. Weltweit beschäftigte das Unternehmen Ende 2008 insgesamt 100.041 (Vj. 107.539) Mitarbeiter, dies ist ein Rückgang um 7,0%. Die Zahl der einvernehmlich geschlossenen Aufhebungsverträge belief sich per Ende Dezember auf rund 4.000. Hinzu kommt der Wegfall von knapp 1.800 Stellen durch die Übernahme der Cirquent-Gruppe durch das japanische Unternehmen NTT Data. Die Zahl der Ausbildungsplätze lag stichtagsbezogen mit 4.102 weiterhin auf hohem Niveau (Vj. 4.281).” (Quelle: BMW)

Die Abwrackprämie zieht jedoch inzwischen auch nicht sonderlich beim Verkauf der BMW-Modelle. Während andere Fahrzeuge, wie zum Beispiel der Opel Insignia, weggehen wie warme Semmeln, bleibt BMW weiter auf den schlechten Zahlen des vergangenen Jahres sitzen.