Deutscher Aktienmarkt bietet mehr Chancen für neue Börsengänge

Deutscher Aktienmarkt bietet mehr Chancen für neue Börsengänge

In den vergangenen Jahren hat die Börse oft ein Schattendasein geführt, zumindest wenn es um neue Börsengänge ging. Dies könnte sich jedoch bald ändern.

Aussichten für Börsengänge verbessern sich kontinuierlich

Deutsche Börse IPO-Indikator deutet steigende Emissionsaktivitäten an

Deutsche Börse:Die Deutsche Börse hat am Donnerstag den IPO-Indikator für das 2. Quartal 2010 veröffentlicht. Die Stimmung für Börsengänge am deutschen Aktienmarkt ist demnach zunehmend positiv. Sinkende Volatilität der Aktienmärkte in Kombination mit steigenden Kursen deuten verstärkte Emissionsaktivitäten an. Parallel hat sich die Erwartung der Marktteilnehmer im Hinblick auf Börsengänge weiter verbessert. Dämpfend wirkt, dass sich die Spanne zwischen Emissionspreis und erstem Börsenpreis, das Underpricing, in der Wahrnehmung der Marktteilnehmer verringert hat. Zusammengenommen zeichnet sich ein sich stetig verbesserndes Umfeld für Börsengänge ab.

Der quartalsweise erhobene IPO-Indikator ist ein wichtiges Messinstrument für Kapital suchende Unternehmen, die einen Börsengang anstreben und den richtigen Zeitpunkt für einen Einstieg in den Kapitalmarkt suchen. Der Indikator setzt sich aus Befragungen unter Marktteilnehmern und Berechnungen der TU München auf Basis von Handelsdaten der Deutschen Börse zusammen.

„Das erfolgreiche erste IPO-Quartal hat gezeigt, dass die Eigenkapitalversorgung über die Börse wieder läuft. Die jetzt vorliegenden Indikatoren stimmen zuversichtlich, dass sich der Trend in den nächsten Monaten fortsetzt und sich der Emissionsstau abbaut“, sagte Frank Gerstenschläger, Mitglied des Vorstands der Deutschen Börse.

Im ersten Quartal 2010 hatte sich die Deutsche Börse mit einem Emissionsvolumen von insgesamt 2,24 Mrd. US-Dollar an die Spitze der europäischen Listingplätze gesetzt. Studien zeigen regelmäßig, dass Unternehmen nach dem Börsengang ihre in- und ausländischen Umsätze steigern, ihr Geschäft stärker diversifizieren und mehr Geld in Forschung und Entwicklung stecken können.

Hintergrund zum IPO-Indikator

Die Deutsche Börse hat den Deutsche Börse IPO-Indikator zusammen mit Prof. Christoph Kaserer vom Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) an der TU München als einen Stimmungsbarometer für den Primärmarkt entwickelt. Der Indikator basiert auf Erkenntnissen aus der empirischen Kapitalmarktfoschung und kombiniert diese mit Erfahrungen aus der verhaltensorientierten Kapitalmarkttheorie (Behavioral Finance). Er wird jeweils zum Quartalsende berechnet und besteht seit Beginn dieses Jahres aus vier Komponenten, nämlich dem Underpricing-Sentiment (wahrgenommene Spanne Emissionspreis – erster Börsenpreis), der DAX-Kursentwicklung, der Volatilität und dem IPO-Klima. Dadurch hat sich die Prognosequalität weiter verbessert. Erstmals wurde der Indikator im März 2005 berechnet.

Underpricing als Indikator für künftige Aktivitäten

Das Underpricing-Sentiment gibt wieder, wie erfolgreich die IPOs der Vergangenheit in den Augen der Marktteilnehmer gelaufen sind. Dazu wird einfach die wahrgenommene Differenz zwischen Emissionspreisen und den ersten Marktpreisen ermittelt.

Unternehmen scheinen nach einer Phase mit starkem Underpricing vermehrt über einen eigenen Börsengang nachzudenken. Denn hohe Marktpreise – als Bestandteil des Underpricings – machen einen IPO attraktiver, weil sie die Kapitalkosten reduzieren. Das lässt den Schluss zu, dass die IPO-Aktivität mit einem gewissen zeitlichen Abstand vom Niveau des Underpricing abhängt. Tatsächlich deuten mehrere empirische Befunde auf einen solchen Zusammenhang hin.

Ergebnisse der Befragung aktiver Marktteilnehmer

Das IPO-Klima wird mittels Befragung eines Panels von Konsortialbanken, aktiven Investoren und Emittenten ermittelt. Den Teilnehmern werden fünf Fragen gestellt:

Die beiden ersten Fragen betreffen die Attraktivität des IPO-Marktes. Sie sind verbunden und werden somit auch verbunden ausgewertet. Die dahinter stehende Idee ist, dass die Einschätzung der Attraktivität des Marktes mit den tatsächlichen Handlungen der Befragten abgeglichen werden soll. Die Antwort kann umso zuverlässiger eingestuft werden, je größer die inhaltliche Konsistenz beider Antworten ist. Fragen drei und vier erheben die Einschätzung des jetzigen und des zukünftigen Bewertungsniveaus am Aktienmarkt. Die letzte Frage ermittelt die Einschätzung der zukünftigen IPO-Aktivität am Primärmarkt. Die Antworten werden auf einer Skala von 1 bis 5 ausgewertet; daraus resultiert ein Gesamtwert für das IPO-Klima, der sich zwischen 3 und 60 als höchst möglicher Wert bewegt. Das IPO-Klima hat sich zum sechsten Mal in Folge gegenüber dem letzten Quartal von 31,68 auf 33,42 Punkte verbessert.“

Quelle Pressemitteilung: Deutsche Börse